Brandon Q. Morris ist etwas über 50, studierter Physiker – und ein ziemlich glücklicher Mensch, denn mit dem Autor-Sein kann ich all meine Hobbys vereinen. Das führt dazu, dass ich mich tatsächlich auf Montag freue, wenn ich wieder arbeiten darf. Schon als Kind hatte ich zwei Berufswünsche: Schriftsteller und Astronaut. Mit Schreiben verdiene ich mein Geld, seit ich das Studium beendet habe. Ob es mal für einen Flug ins All reicht? Ich hoffe sehr, dass die Kosten dafür bis zu meinem 65. Geburtstag in bezahlbare Bereiche rutschen.
Wie entsteht ein Buch von Brandon Q. Morris? Am Anfang steht natürlich immer eine Idee. Es ist noch kein Plot, keine Geschichte, nur eine Idee, etwa: »Sollten wir nicht mal eine menschliche Crew auf Enceladus nach Leben suchen lassen? Wäre das nicht cool? Da würde ich gern mitfliegen.« Der zweite Schritt besteht dann darin, dass ich mir eine Geschichte dazu ausdenke. Oder genauer: Anfang und Ende. Wie geht es los, und wie endet die Story? Und wer muss unbedingt mit? Parallel suche ich nach einem griffigen Titel. Wenn beides vorhanden ist, beschäftige ich mich mit dem Cover. Grafikern die Art von Story zu beschreiben, die ich verfassen will, hilft mir, meine Geschichte besser kennenzulernen.
Dazu muss ich in der Regel auch recherchieren, was die technischen und wissenschaftlichen Voraussetzungen sind, die die Geschichte möglich machen. Welche Technologien, die heute vielleicht noch im Labor sind, sehen vielversprechend aus? Die Grundidee für »Proxima Rising« hat zum Beispiel das StarShot-Programm geliefert. Dazu ist es natürlich hilfreich, sich für Forschung und Technik zu interessieren und viel darüber zu wissen. Ich habe nicht nur Physik studiert, sondern auch mehrere populärwissenschaftliche Bücher über den Kosmos, Quantenphysik oder die Relativitätstheorie verfasst und arbeite als Redakteur für das Weltraum-Magazin »SPACE«. Dieses Wissen hilft, das Potenzial von Technologien und Entwicklungen einzuschätzen. Für »Enceladus« habe ich u.a. mit den Erfindern der dort verwendeten Technologien DFD und Valkyrie gesprochen. Vor der »Mars Nation«-Trilogie habe ich an einer simulierten Marslandung im Oman teilgenommen und den Start der Insight-Sonde zum Mars vor Ort in Kalifornien verfolgt.
Die Recherche ist besonders wichtig, weil mein Genre, die Hard Science Fiction, eine Besonderheit hat: Ich kann meine Phantasie nicht völlig frei einsetzen. Es muss immer gewährleistet sein, dass die geschilderte Handlung genau so passieren könnte. Das macht für viele HardSF-Fans das Faszinierende aus. Überlichtgeschwindigkeit, Beamen von Menschen, Kampflärm im All, das mag für Abwechslung sorgen, aber in einem HardSF-Buch hat das nichts verloren. Aber das heißt nicht, dass ich eine genaue Prognose der Zukunft abgeben muss. Was ich mir ausdenke, muss bloß immer physikalisch möglich sein.
Danach geht es endlich ans Schreiben. Ich bin ein Bauchschreiber. Der englische Begriff »Discovery Writer« trifft es noch besser: Meine Protagonisten entdecken von Kapitel zu Kapitel den Gang der Handlung. Sie hangeln sich dabei an dem zuvor niedergeschriebenen Gerüst entlang, reißen es aber auch gern mal ein. Dabei nehme ich mir täglich eine feste Anzahl von Wörtern vor, die sich am vorgesehenen Erscheinungstag orientiert. Ich habe das Glück, meinen Tagesablauf selbst bestimmen zu können; meist beginne ich nicht vor zehn Uhr und schreibe mit Mittagspause bis zum späten Nachmittag, dann gibt es von 23 bis 2 oder 3 Uhr eine Nachtschicht, wo ich oft am produktivsten bin. Am Wochenende ruht das Buch. Nach der Fertigstellung geht das Buch dann ins Lektorat und schließlich ins Layout.
Das Ergebnis:
- Skoutz-Award 2019 Kategorie SF
- Seraph-Longlist 2020
- 400.000 verkaufte Bücher
- Übersetzungen ins Englische und Spanische
Mehr: www.hardsf.de